Rot-Weiß Erfurt vs. Holstein Kiel 0:0 / Schwer erträglich

Da ich aus beruflichen Gründen momentan keine Zeit finde, 800 bis 1000 Worte halbwegs sinnvoll zu einem Text zu arrangieren, jedoch auf eine Wortmeldung zu RWE nicht völlig verzichten möchte, gibt es ab jetzt eine Kurzanalyse jedes Spiels. Ich habe mir ein paar Kategorien ausgedacht und werde zu jeder einige Sätze schreiben.

Motto des Spiels:

Fußball – dieses Ding aus einer anderen Welt.

Die Aufstellung:

Da Odak verletzungsbedingt ausfiel, kam Kreuzer zu seinem 10. Pflichtspieleinsatz. Ansonsten bot die Startelf keine Überraschungen. Warum auch, die Mannschaft hatte in Wiesbaden eine solide Leistung geboten, die sie gegen akut abstiegsbedrohte Kieler nur bestätigen musste, um den ersten Dreier des Jahres einzufahren. Soweit die Hoffnung vor dem Spiel.

Taktiksplitter:

Was sofort nach Anpfiff auffiel, war, dass die Abwehr nervös wirkte. Die beiden Innenverteidiger wurden einige Male sowohl in der Luft als auch am Boden ausgespielt. Es fehlte Lauritos Lufthoheit. Der Einzige, der halbwegs sicher wirkte, war Czichos, über dessen Seite allerdings nur wenige Angriffe vorgetragen wurden. Kreuzer begann fahrig, wurde aber im Laufe des Spiels sicherer. Trotzdem taten sich über unsere rechte Seite viele Lücken auf, was daran lag, dass Göbel offensiv meist stark in die Mitte rückte und bei Ballverlusten weite Wege hatte, um Kreuzer unterstützen zu können. Das offensive Einrücken von Göbel ist taktisch nachvollziehbar, um so eine weitere Anspielstation im Mittelfeld zu haben. Aber eben auch riskant, wenn die Ballverlustrate so exorbitant hoch ist wie am Freitagabend.

Tunjic ließ sich weniger ins Mittelfeld fallen als in den letzten Spielen. Was auch immer das Ziel dieser Anweisung war – es wurde verfehlt. Beide Stürmer bekamen so gut wie keine brauchbaren Anspiele. Ausnahmslos alle lang geschlagenen Bälle wurden sichere Beute der aufmerksamen Kieler Verteidigung. Vor allem deshalb: keine Torchancen für RWE.

Das Coaching:

Ich fand die Entscheidungen Koglers nachvollziehbar. Bei Möhwalds Einwechslung war natürlich die Frage: Pfingsten oder Baumgarten raus? Kogler entschied sich für das geringere Risiko und beließ den lauf- und defensivstärkeren Baumgarten auf dem Feld. Die frühe Auswechslung Göbels muss man als ein Signal an die Mannschaft werten, dass ihr Trainer mit dem bis dahin Gebotenen nicht einverstanden war. Ich denke, sie hat das auch verstanden, ohne jedoch die Mittel zu besitzen, Entscheidendes verbessern zu können.

Spieler des Tages:

Kevin Möhwald. Schon allein, weil er wieder längere Zeit auf dem Platz stand und zumindest versuchte, dem Spiel der Rot-Weißen Struktur und Ideen zu geben.

Bilanz des Spiels:

Ein fußballerischer Offenbarungseid.

Der Gegner:

Man sah, warum Holstein Kiel da steht, wo sie stehen. Erschreckend, dass sie trotzdem die bessere Mannschaft waren und eigentlich den Sieg verdient gehabt hätten. Prognose: Wenn sie offensiv weiter so schludrig mit ihren Chancen umgehen, wird es eng mit dem Klassenerhalt.

Die Konsequenzen:

Tabellarisch hat sich auf den ersten Blick wenig geändert, es sind weiter relativ beruhigende sieben Punkte nach unten. Nach oben muss man im Moment keinen Blick verschwenden. Selbst der noch mögliche vierte Platz (DFB-Pokal-Teilnahme, 4 Punkte weg) ist mit einer Leistung wie am Freitag eine unerreichbare Fata Morgana.

Kammlotts fünfte Gelbe Karte war völlig überflüssig und ist deshalb verdammt ärgerlich. Er fehlt gegen Elversberg.

Die Öffentlichkeit:

Egal ob Medien, Foren oder soziale Netzwerke. Die öffentliche Resonanz auf das Spiel war katastrophal. Das weckt in mir normalerweise eine Art Beschützerinstinkt gegenüber der Mannschaft. Ebenso diesmal. Doch vorerst ist die Zeit der Kuschelpädagogik auch im Blog vorüber.

Die Aussichten:

Saarland. Elversberg. Abstiegskampfvermeidungsspiel. Dort wartet eine gut organisierte, kampfstarke Mannschaft mit überschaubarem spielerischen Vermögen. Quasi: Holstein Kiel – die Fortsetzung.

Wenn ich der Trainer wäre …

… würde ich über eine Systemveränderung hin zu einem 4-2-3-1 intensiv nachdenken. Es hat keinen Sinn stur an der Zweistürmervariante festzuhalten, wenn beide Stürmer keine verwertbaren Zuspiele aus dem Mittelfeld erhalten, weil es dort an offensiven Anspieloptionen mangelt und am Ende nur lange Verzweiflungsbälle geschlagen werden. Meine erste Wahl für die neu entstehende Position im zentralen offensiven Mittelfeld wäre: Patrick Göbel. Trotz seiner schlechten Leistung am Freitag. Er kann das, glaubt mir.

11 comments

  1. Die Meinung zum 4-2-3-1 teile ich!
    Aber als 10er sollte dann Pommes agieren.

    ————-Klewin————-

    Odak—-KHM–Laurito-Czichos

    ———NPR—Engel———-

    Göbel—–Pommes—-Drazan/Wiegel

    ————Tunjic/Nietfeld——

  2. mit genaudieser formation haben wir es letzte saison probiert ^^ im prinzip ist es nur formalität, denn auch bei 2 stürmern, agiert kammlott meist hängend.

  3. Aber unter einem anderen Trainer, der das Team eher defensiv eingestellt hat.

  4. @Christopher Das ist natürlich ebenfalls eine mögliche Lösung. Wenn man ihn doch nur klonen könnte, den Pommes. Aber da gegen Elversberg Engelhardt vermutlich noch IV spielen muss, würde ich auf ihn (Möhwald) als 6er nur ungern verzichten. Wenn alle wieder fit sind, gibt es mehrere Optionen: auch Engelhart/Möhwald zentral und Pfingsten als Achter/Zehner davor.

  5. Weißt du was mit Bergmann los ist?

  6. Tja, gute Frage. Hat am Samstag nicht mal bei der Zweiten gespielt – stand aber im Kader. Also: keine Ahnung.

  7. Jup, war beim Spiel der zweiten. Serrek hat ganz solide gespielt, über göbel lief auch einiges, hat sich leider immer erst vom Ball getrennt als „im Mann“ stand (Robben-Symptom:-D). nietfeld blass.

  8. Bergmann schafft die Anforderungen nach seiner Verletzung nicht.

  9. aber wurde er nicht zwischendurch sogar nochmal für dfb eingeladen oO?

  10. @Tie Das wäre auch meine erste Vermutung. Leider.

  11. Wobei er nach seiner Verletzung wieder Stammspieler in u-19 war. Wäre echt schade um so ein rießiges Talent. Auch nach seiner Verletzung konnte man den Unterschied zu seine Abwehrkollegen ganz klar sehen.

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