Ich hatte mich vor dem Spiel via Facebook ungehalten gezeigt über die Nichtberücksichtigung von Smail Morabit in der Startformation. Jedoch: Der RWE hat in Burghausen einen wichtigen Punkt im Abstiegskampf errungen, damit hat der Trainer alles richtig gemacht. Klappe halten, Du dummer Blogger. Aber es war dünnes Eis, dieses 0:0 im Oberbayerischen. Es gab Phasen in der 2. Halbzeit, da schien es nur eine Frage der Zeit zu sein, wann der SV Wacker in Führung gehen würde. Mit etwas Glück und einem guten Philipp Klewin überstand der RWE diese brenzligen Situationen.
Die Leistung unseres nominell dritten Torhüters kann man getrost auf der Habenseite dieser Begegnung verbuchen. Ebenso wie die sich erneut ungemein stabilisierend auswirkende Aufstellung von Joan Oumari als Verteidiger vor der Abwehr (sprich: defensiver Sechser). Überhaupt: Alle in der Viererkette eingesetzten Spieler machten ihren Job ordentlich, vor allem an Ofosu-Ayeh gefiel (bis zu seiner verletzungsbedingten Auswechslung) die große Präsenz und Agilität seines Spiels. Dass er von Patrick Göbel ersetzt wurde, überraschte dann doch, aber offenbar wollte Schwartz einen Rechtsfuß an dieser Stelle der Viererkette, weshalb er sich gegen Thomas Ströhl entschied. Göbel begann etwas nervös, kein Wunder, da die Rechtsverteidiger-Position auch für ihn völliges Neuland darstellte, wurde aber im Laufe des Spiels stabiler in seinen Aktionen. Wer weiß, vielleicht sehen wir diese Konstellation noch das ein oder andere Mal. Philipp Lahm begann seine Karriere schließlich auch als Außenstürmer.
Besorgniserregend war dann aber doch, wie sehr die Rot-Weißen ins Schwimmen gerieten, als Wacker in der 2. Halbzeit Risiko und Druck erhöhte. Die ohnehin nicht eben herausragende Passquote in die Offensivpositionen hinein näherte sich in diese Phase der Nulllinie an. Was im Gegenzug die Wucht der Angriffe von Wacker weiter zunehmen ließ. Jetzt wäre es vermessen zu behaupten, dass dies mit Morabit (statt Tunjic) besser gewesen wäre, aber genauso wenig plausibel kann man dies in Abrede stellen. Ich denke, dass für Tunjic in der Startelf vor allem dessen defensive Qualitäten sprechen – er ist kopfballstark bei gegnerischen Standards, läuft unermüdlich die aufbauenden Gegnerspieler an – und das sich Schwartz vor allen aus diesem Grund für ihn entschieden hat. Dies konsequent zu Ende denkend, könnte man aber gleich einen Innenverteidiger als Mittelstürmer aufbieten. Offensichtlich ist das ebenfalls nicht der Fußballweisheit letzter Schluß. Eines erscheint gewiss: Die Offensivleistung der Mannschaft muss in den kommenden Spielen deutlich besser werden, will man den Erfurter Fans eine Zitterpartie bis zum letzten Spieltag ersparen. (Mit möglichem Showdown in Rostock – eine wahrhaft gruslige Vorstellung.)
Am Mittwoch beginnt die Stuttgarter Woche im Gazi-Stadion zu Degerloch. Drei Punkte (also ein Sieg aus beiden Spielen) würde ich bereits als Erfolg ansehen. Jeder Punkt darüber hinaus wäre Balsam für unsere Nerven und würde den RWE erstmals in dieser Saison etwas aus der unmittelbaren Abstiegszone herausbefördern. Also Jungs, tut was für meine Lebenserwartung.
Randnotiz: Wilfried Mohren hat unsere dürstenden Seelen wieder mit einem seiner legendären Einwürfe erfreut. Dieses Mal hatte er sich zur Aufgabe gemacht, die Verdienste der Arena-Stifter Rombach, Bausewein und Machnig hymnisch zu lobpreisen. Dabei lässt er sich nicht lumpen, der Wilfried. Rombach hatte einst die «titanische Idee». Alle drei erlauben uns «einen Einblick in die Handlungsweise des strategischen Geschicks großer Persönlichkeiten.» Matthias Machnig sei überdies «genial analytisch» und verfüge über «eine Menge von Kenntnissen, die anderen tiefe Rätsel sind». Er schlägt des Weiteren vor, die Drei mit dem «Tor des Jahres in der Kategorie Weitsicht und Durchsetzungskraft» auszuzeichnen.
Ich schlage im Gegenzug vor, Wilfried Mohren zum Tor des Monats in der Kategorie «Arschkriecherei» zu wählen.
Nachtrag, wohl notwendig um Missverständnissen vorzubeugen: Ich bin ebenso für die neue Arena wie die meisten anderen Fans des RWE. Ich habe auch nichts gegen Rombach, Bausewein und Machnig und anerkenne deren Verdienste um die neue Arena. Nur finde ich es lächerlich, wenn dem Pressesprecher des RWE wieder mal völlig die Feder entgleist und er im inbrünstigen Stile eines Auftragsjournalisten die Großen Vorsitzenden hymnisiert. Die in dieser Sache vor allem eines gemacht haben, das aber zugegebenermaßen gut: ihren Job.