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SV Darmstadt vs. Rot-Weiß Erfurt 2:1

Trotz der Niederlage ist der Klassenerhalt dem FC Rot-Weiß Erfurt jetzt auch theoretisch nicht mehr zu nehmen. Praktisch stand ein weiteres Jahr 3. Liga bereits nach dem 2:0-Sieg gegen Unterhaching fest (25. März). Ein Grund dankbar zu sein. Meine Theorie lautet ja: Dritte Liga ist wie Rodeo, irgendwann wirst Du abgeworfen. Sollte es dir nicht gelingen aufzusteigen. Folgende Traditionsvereine hat dieses Schicksal bisher ereilt: Kickers Emden, Wuppertaler SV, Rot-Weiß Oberhausen, Alemannia Aachen, Kickers Offenbach, FC Ihr-Wisst-Schon-Wer. Diese Saison wird es mit Burghausen ein weiteres «Gründungsmitglied» erwischen. Hinzu gesellt sich mit Saarbrücken ein Verein, der gleichfalls eine ruhmreiche Vergangenheit sein eigen nennt. Ob Unterhaching die Klasse hält, ist offen. Wenn nicht, werden RWE und Stuttgart II in der kommenden Saison die einzigen Mannschaften sein, die seit Gründung der dritten Liga ununterbrochen diese Klasse bespielen. Die Letzten ihrer Art, womöglich.

Motto des Spiels:

When all is said and done. (ABBA)

Die Aufstellung:

Kogler vertraute erneut der Startelf des gewonnenen Spiels gegen BVB II. Ich hatte vorher überlegt, ob es eventuell sinnvoll wäre, Engelhardt wieder in die Innenverteidigung zu ziehen und damit unseren vielleicht kopfballstärksten Spieler (wenn Laurito) fehlt gegen Stroh-Engel aufzubieten. Dafür dann wieder Pfingsten-Reddig neben Möhwald im zentralen Mittelfeld spielen zu lassen. Im Nachgang betrachtet, wäre das vielleicht sogar sinnvoll gewesen, auch weil Czichos und Odak auf ihren Positionen in der Abwehrkette hätten spielen können. Aber geschenkt – hinterher ist man immer schlauer.

Taktiksplitter:

Waren Engelhardt und Möhwald in der letzten Woche (neben anderen) noch die Garanten des Sieges, so spielten beide gegen Darmstadt weit unter ihren Möglichkeiten. Defensiv nie in der Lage die Angriffe der Südhessen zu unterbinden, in der Vorwärtsbewegung mit vielen, teilweise entscheidenden Ballverlusten – zum Beispiel Möhwalds Fehler vor dem Ausgleich. So kam nie die nötige Ruhe ins Spiel der Rot-Weißen. Unerklärlich bleibt die Phase nach dem Platzverweis für Darmstadt. Man war numerisch überlegen und es sah nach dem genauen Gegenteil aus.

Das Coaching:

In den Foren musste Kogler viel Kritik aufgrund des Wechsels Brandstetter gegen Nietfeld einstecken. Das ist, mit Verlaub, ein bisschen klugscheißerisch und in Kenntnis des Endergebnisses kritisiert. Vermutlich hätten dieselben Leute es auch nicht gut gefunden, wenn Kogler mit Baumgarten einen defensiven Mittelfeldspieler eingewechselt hätte, um das Ergebnis abzusichern. Motto: Mit einem Spieler mehr muss man auf Sieg spielen. Fakt ist ebenfalls: Brandtstetter kann noch keine 90 Minuten spielen und Nietfeld war der einzige weitere Stürmer im Kader.

Spieler des Tages:

Carsten Kammlott. Er scheint inzwischen daran gewöhnt zu sein, dass es (zu viele) Spiele in dieser Rückrunde gibt, in denen er sich die Einschussmöglichkeiten selbst organisieren muss. Nach dieser Maxime entstand der Führungstreffer. Nach dieser Maxime rackerte er unermüdlich die gesamte Spielzeit lang. Ohne ihn wäre das Spiel von RWE völlig trostlos gewesen.

Bilanz des Spiels:

Verloren. Schlecht Fußball gespielt. Gut gekämpft. Wenn auch überhastet bis hirnlos (Odak).

Der Gegner:

Der SV Darmstadt 98 erinnert mich ein wenig an unsere Auftstiegself 2003/2004. Keiner weiß so ganz genau, warum es plötzlich so herausragend läuft. Fußballerisch nicht wirklich über dem Ligaschnitt liegend, wirkt die Mannschaft als sei sie auf einer Mission. Es wird um jeden Ball gekämpft, die taktisch-systemische Grundordnung erstklassig umgesetzt, die Matchpläne funktionieren. Und mit Dominik Stroh-Engel hat man einen Spieler, der womöglich die Saison seines Lebens spielt. Ob das alles genügen wird, um sich in der Relegation durchzusetzen, bleibt abzuwarten.

Die Öffentlichkeit:

Wenig überraschend: ein ziemlich trostloser Auftritt der Rot-Weißen wird als solcher wahrgenommen und zurecht kritisiert.

Die Aussichten:

Der Verein muss aufpassen, sich nicht exklusiv vom Finale des Thüringenpokals vereinnahmen zu lassen. Bis dahin dauert es noch drei lange Wochen und außerdem sind noch zwei Ligaspiele zu bestreiten. Die passende Phrase dazu: Spannung hochhalten. Vor allem aber, muss sich die Mannschaft auf ihre spielerischen Mittel rück-besinnen. Allein mit Kampf wird es eng dort im Osten, denn in dieser Disziplin wird sich der FCC vor heimischer Aggro-Kulisse kaum überbieten lassen. An einem guten Tag ist Koglers Mannschaft fußballerisch klar überlegen. Diese Selbstsicherheit sollte man sich in den beiden restlichen Saisonspielen erarbeiten, dann muss man nicht auf den 14. Mai gucken wie das Kaninchen auf die Schlange.

SV Darmstadt 98 vs. RWE 0:1 / Die Mutter aller Arbeitssiege

Da ich heute und in den nächsten Tagen primär mit Rechnungen bezahlender «richtiger» Arbeit vollständig ausgelastet bin, gibt es nur einige knappe Stichworte zum Sieg des RWE in Darmstadt:

  • Fortschritt: Am Sonntag wurde in Darmstadt ein Spiel gewonnen, das der RWE vor wenigen Wochen vermutlich noch verloren hätte.
  • Kontinuität: Die Mannschaft hat für diesen Sieg gefightet. Wie schon gegen Babelsberg und Chemnitz ließ das Team von Alois Schwartz alle kämpferischen Primärtugenden erkennen, die benötigt werden, um in direkten Duellen mit ebenso angeschlagenen Vereinen bestehen zu können.
  • Potenzial: Das war aber nur eine Ingredienz des Erfolges. Kämpferischer Einsatz allein erzielt meist keine Tore. Schor gar nicht so brillant herausgespielte wie den Siegtreffer in Darmstadt: Engelhardt spielt einen wunderbaren One-Touch-Vertikal-Pass auf Morabit, der diesen schneller verarbeitet als die Verteidiger reagieren können. Im selben Moment antizipiert Drexler die Chance, löst sich von seinem Bewacher und wird von Morabit flach und diagonal bedient. Bingo!
  • Parallelen: Für einen Anhänger des RWE war dieses Tor mindestens ebenso schön wie der Jahrhundert-Treffer des Zlatan Ibrahimović zum 4:2 gegen die bedauernswerten Engländer.
  • Unterschiede: Zum ersten Mal seit dem 5:0-Sieg gegen den BVB II standen sowohl Drexler als auch Morabit in der Startelf. Das ist – aus meiner Sicht – enorm bedeutsam für den RWE. Beide sind in der Lage Spiele alleine zu entscheiden, kommen aber umso besser zur Geltung, je öfter sie in einem Spiel ihre individuellen Fähigkeiten in den Dienst des Miteinander stellen. Können sie ihre Form konservieren und bleiben sie in den kommenden Monaten von längeren Verletzungen verschont, wird der FC Rot-Weiß Erfurt nicht absteigen. Ich wiederhole: Nicht absteigen!
  • Entwicklung: Wenn Thomas Ströhl seine erfreuliche Entwicklung auf der linken defensiven Außenbahn fortsetzt, hat sich unser Problem auf dieser Position erledigt. Gegen Darmstadt stand er nicht nur in der Rückwärtsbewegung sehr gut, sondern schaltete sich auch erfolgreich in die Angriffe auf dieser Seite ein. Er setzte somit die positive Entwicklung der letzten Spiel fort.

Am nächsten Sonnabend kommt Hansa Rostock ins Steigerwaldstadion. Eine Mannschaft mit Ambitionen, die jedoch zuletzt gegen den KSC einen deutlichen Dämpfer erhalten haben. Trotzdem erwarte ich die Hanseaten deutlich offensiver (und spielstärker) als zuletzt Babelsberg. Das bedeutet, es wird mehr Raum für die Spielgestaltung geben. In der Vergangenheit war das meist eine gute Ausgangslage für den RWE.

SV Darmstadt 98 – RWE 1:1 / It’s crunch time, folks

Enges Spiel, enge Liga / © www.fototifosi.de

In ihrer lakonischen Sportsprache bezeichnen Amerikaner diese Zeit der Saison als Crunch-Time. Es geht um Alles oder Nichts, Sieg oder Niederlage, Mythos oder Fußnote, Held sein oder Loser. Amerikaner lieben das. Es gemahnt sie vermutlich an die anarchischen Zeiten der Inbesitznahme ihres Kontinents. Shootout im Saloon, quasi. Wie auch immer, so weit hergeholt ist der Vergleich zum diesjährigen Finale der Drittligasaison nicht. Gewinnt Osnabrück sein Nachholespiel gegen Münster, haben 9 Mannschaften (mehr oder weniger gute) Aussichten auf den Aufstieg in die 2.Liga (die meisten via Relegationsplatz), während 10 Mannschaften gegen den Abstieg spielen. Nur Saarbrücken scheint (zumindest momentan) jenseits von Gut und Böse positioniert. Das ist extrem spannend, zumal der sportliche Abstand zwischen den oberen und unteren Teams eher marginal ist, also niemand davon ausgehen kann, dass Mannschaften der ersten Tabellenhälfte gegen Mannschaften der zweiten Tabellenhälfte mal einfach so gewinnen. Schon gar nicht auswärts.

Holpriger Start – tolles Führungstor

Womit wir beim gestrigen Spiel des RWE in Darmstadt wären. Die erste halbe Stunde ließ Schlimmes befürchten. Mit jeder Tickermeldung kamen die Einschläge näher. Man las allzu vertraute Wortverbindungen: kein Zugriff auf das Spiel, unsicher bei gegnerischen Standards, null eigene Torchancen. Frustrierend. Dann stand es 1:0. Für den RWE. What a wonderful, wonderful world. Aber, es war kein Tor aus dem Nichts. Es war ein Tor, das aus dem Zusammenspiel zweier der besten Offensivspieler der Liga resultierte. Morabit mit der Hacke auf Reichwein, der narrt noch einen Verteidiger und schießt ein. Die individuelle Qualität so einen Treffer auch ohne Vorankündigung (z.B. mittels mehrerer ausgelassener Chancen) zu erzielen, haben beide. Bedauerlicherweise trifft das – mit negativen Vorzeichen – auf das Abwehrverhalten bei gegnerischen Standards ebenfalls zu: Die Mannschaft kann auf diese Weise jederzeit ein Tor kassieren und sie macht derzeit reichlich Gebrauch von dieser «Begabung». Obwohl Sponsels (momentane) Unsicherheit bei hohen Bällen nicht länger zu übersehen ist, trägt er an dem Treffer keine Schuld. Sein nach außerhalb des Strafraums abgewehrter Ball kann von einem Darmstädter viel zu leicht wieder in die Gefahrenzone befördert werden. Rauw ist nicht aufmerksam genug, Heil jubelt. Sic transit gloria mundi. Halbzeit.

Emmerlings Gelassenheit ist weg

Exkurs zu Stefan Emmerling. Zum ersten Mal, seit er Cheftrainer in Erfurt ist, merkt man ihm den Druck an, der auf ihm lastet. Seine sonstige – keinesfalls aufgesetzt wirkende – Gelassenheit ist wie weggeblasen. Die nach dem gestrigen Spiel getroffenen Aussagen sind ein schweres Indiz in diese Richtung. Mag ja sein, dass der Platz am Böllenfaltor mehr von einem Acker als von Wembley hatte. Eine gute Idee dies als Ausrede für die desolaten ersten 30 Minuten zu nehmen, ist es trotzdem nicht. Eine technisch bessere Mannschaft bleibt auch auf einem holprigen Platz die technisch bessere Mannschaft. Es ist zudem nicht überliefert, dass sich Stefan Emmerling über die chronisch miserable Qualität des Geläufs in Emden jemals beschwert hat als er dort noch die sportliche Verantwortung trug.

Im zweiten Spiel nacheinander korrigierte Emmerling seine Elf in der Halbzeit personell. Diesmal kamen mit Weidlich und Bertram gleich zwei Spieler, die nicht wenige (inklusive des Autors) gerne von Beginn an auf dem Platz gesehen hätten. Ich halte mich mit Kritik an der Aufstellung normalerweise zurück (und hatte bisher überdies wenig Grund dazu). Allerdings muss die Frage erlaubt sein, warum Drexler erneut begann, obwohl das bereits in Burghausen nicht wirklich funktionierte und er dort, ebenfalls nach der Halbzeit, durch Weidlich ersetzt wurde. Und warum, mit Tom Bertram, ausgerechnet derjenige unserer Innenverteidiger erneut auf der Bank saß, der zuletzt sowohl in seinem Abwehrverhalten zu gefallen wusste, als auch nach vorne die stärkste Wirkung erzielte? Ich frage mich überdies, warum von den Kollegen von Presse, Funk und Fernsehen danach nicht mal gefragt wird.

Kein Vorwurf an Manno

Dass in der Mannschaft dennoch vieles stimmt, konnte man in der zweiten Hälfte sehen. Vor allem nach Mannos Platzverweis war der RWE das bessere Team. Dank einer tadellosen kämpferischen Einstellung und der schlichtweg besseren Kondition. Darmstadt hatte keine Chance aus der Überzahl etwas Zählbares zu machen, mehr noch, sie versuchten es gar nicht erst. Das Remis ist letztlich ein gerechtes Resultat, daran ändert der Umstand nichts, dass es beide Mannschaften nicht wirklich weiter bringt. Ach so, ja: Der Platzverweis war keiner. Jedenfalls nicht nach meinen Maßstäben. Manno trifft in etwa zeitgleich mit dem Darmstädter Spieler den Ball. Brighache schreit, als wären seine Beine soeben von einem ICE überrollt worden, die Claqueure auf der Darmstädter Bank springen unisono erregt auf, der sehr junge Schiedsrichter Brand ist beeindruckt – und zeigt Rot. Dieses übertriebene Gepose nach Fouls ist ohnehin ein großes Ärgernis im Fußball (jedoch mitnichten ein neues). Klar muss Manno an der Mittellinie nicht so attackieren, aber mit dieser Überreaktion konnte er kaum rechnen. Da der DFB sogar Spieler sperrt, die nachweislich unschuldig sind, darf er wohl nicht auf Gnade hoffen. Mindestens zwei Spiele Sperre sind zu erwarten, fraglos eine Schwächung des Teams.

Mittendrin statt nur dabei

Müssen die Erfurter Fans nach diesem erneuten Unentschieden ihre Träume begraben? Natürlich nicht, warum auch? 21 Punkte sind noch zu vergeben. Es geht für den RWE noch gegen die direkten Mitbewerber aus Heidenheim, Offenbach und Chemnitz. Somit darf, vermutlich bis zum Ende der Saison, wahlweise gehofft, gebangt, gelitten und – wenn es gut läuft – gejubelt werden. Ich weiß nicht, ob es die bisher beste Drittligasaison ist, die wir derzeit sehen, aber es ist mit Sicherheit die spannendste. Und der RWE ist mittendrin statt nur dabei.

In diesem Sinne: it’s crunch time, folks!

Geringes Zuschauerinteresse – It’s the Liga, stupid

Aus gegebenem Anlass, eine kurze Betrachtung der Zuschauerzahlen des RWE für die letzten elf Spielzeiten und die bisherigen Heimspiele dieser Saison.

1. Keine grundstürzend neue Erkenntnis, aber offensichtlich spielt die Ligazugehörigkeit des RWE für die Anzahl der Zuschauer bei Heimspielen die alles überragende Rolle. Im Grunde wurde der Publikumszuspruch in der Zweitligasaison 04/05 im Vergleich zur Vorsaison fast verdreifacht. Der für die RL-Süd relative hohe Wert der Aufstiegssaison 03/04 verdankt sich ausschließlich den beiden letzten Heimspielen, als der Aufstieg schon fast greifbar war bzw. (im Spiel gegen Saarbrücken) perfekt gemacht werden konnte. Ansonsten gab es in jedem der vorherigen Heimspiele des Aufstiegsjahres eine (meist deutlich) kleinere Zuschauerzahl als die so vehement beklagten 4.968 gegen Regensburg vom letzten Samstag.

2. In weit geringerem Ausmaß (aber dennoch deutlich erkennbar) entscheidet über die Zuschauerzahlen die Leistung der Mannschaft innerhalb derselben Spielklasse. In der letzten RL-Nord Saison (2007/2008) spielte der Verein fast durchweg um den Aufstieg mit. Den geringsten Zuschauerzuspruch gab es dabei am ersten Spieltag (gegen LR Ahlen), was darauf hindeutet, dass es nicht die Erwartungshaltung der RWE-Fans vor der Saison war, die für den anormal guten Zuschauerschnitt sorgte, sondern die spektakuläre und erfolgreiche Spielweise einer Mannschaft, die mit Kohlmann, Brückner, Rockenbach, Bunjaku und Kumbela (nur erste Halbserie) erstklassig besetzt war. Die durchschnittlich 7.390 Zuschauer dieser Saison stellen für mich so etwas wie die obere Grenze dessen dar, was in Erfurt mit Drittligafußball (unter den gegebenen Umständen: sprich altes Stadion) erreicht werden kann.

3. Des Weiteren ist auffällig, dass sich die Zahlen in den letzten Jahren um die 6000er Marke herum eingependelt haben. Damit liegen sie deutlich über den Zahlen der RL-Süd-Zeit, und zwar um immerhin ca. 2.000 Zuschauer. Selbst wenn man den Sondereffekt herausrechnet, dass die Gegner in der RL-Süd nominell äußerst unattraktiv waren (außer Jena keine ostdeutschen Traditionsvereine), bleibt ein deutlich größerer Zuschauerschnitt innerhalb der gleichen Spielklasse zu konstatieren.

4. Klar ist zudem: Gegner wie Wehen, Aalen, Sandhausen, Heidenheim, etc. waren und sind Kassengift. Sie bringen kaum eigene Fans mit und haben auf potenzielle Besucher in etwa die Anziehungskraft einer Darmspiegelung. Da nützt es wenig, wenn sie attraktiven und erfolgreichen Fußball spielen. Mit den Teams aus Regensburg, Offenbach, Münster, Darmstadt, Oberhausen ist es nur Nuancen besser. Auch die westdeutschen Traditionsvereine haben eine eher überschaubare Sogwirkung auf hiesige Fußballfans. Aber wenigstens wirkt sich ihre mitgereiste Anhängerschaft positiv in der Bilanz aus. Allein ostdeutsche Traditionsklubs wie Dresden, Rostock, Aue, Chemnitz scheinen eine ungebrochen magnetische Anziehungskraft zu entwickeln. Gegen diese Vereine liegt die Zuschauerzahl immer signifikant über dem Durchschnitt einer Saison. Man mag über Ostalgie (und was sie bedeutet) unterschiedlicher Meinung sein, für den Kontostand des Vereins ist sie ein Segen.

5. Nach Jahren in denen der Aufstieg in die zweite Liga über längere Zeit (am besten bis nahe ans Ende einer Spielzeit) möglich war, folgten Jahre mit geringerem Publikums-Interesse. Nennen wir es mal: post-saisonale Frustration. Belege dafür sind die Spielzeiten 01/02 (5. Platz, 4.362 Zuschauer) vs. 02/03 (9., 3.493), 07/08 (7., 7.390) vs. 08/09 (10., 6.142). Ein Teil der Anhänger verliert schlichtweg den Glauben daran, dass der RWE es jemals wieder schaffen wird aufzusteigen und verweigert die persönliche Teilhabe an diesem Drama. Dieser Glaube allein ist es jedoch, der in der Erfurter Dritt-Liga-Realität für deutlich mehr als 6.000 Zuschauer durchschnittlich sorgen kann. Dieses Phänomen droht auch in diesem Jahr und ist nur zu verhindern, wenn die Mannschaft gegen Ende der Saison auf dem Relegationsplatz steht, oder diesen glaubhaft noch erringen kann. Dann allerdings wird sich das altersmüde Steigerwaldstadion vor euphorischen Erfolgsfans wieder mal nicht retten können. Wie im Aufstiegsjahr 2004, als sich die Zuschauerzahlen bei den letzten beiden Heimspielen jeweils verdoppelten. Sei’s drum, sie wären uns alle willkommen. Auch wenn die Chancen auf eine Wiederholung dieses kleinen Fußballwunders seit dem gestrigen Sieg der Regensburger drastisch gesunken sind.

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