Die fabelhafte Welt des Michael Panse

Dicke Luft über Erfurt / Foto: Jens-Ulrich Koch/ddp

Gestern haben sich der Fraktionschef der CDU im Erfurter Stadtrat, Michael Panse, und der wirtschaftspolitische Sprecher der CDU im Thüringer Landtag, Gerhard Günther, zum Umbau der Stadien in Erfurt und Jena zu Wort gemeldet. Panse insistiert darauf „den Zeitdruck herauszunehmen und seriös zu arbeiten.“ Herr Günther, dem gravierende Teile der Diskussion der vergangenen Jahre entgangen zu sein scheinen, will ein Stadion für beide Städte, das er über eine Public Privat Partnership zu finanzieren vorschlägt. Als leuchtendes Beispiel sieht er die Errichtung der neuen Dresdner Arena. Mit letzterem Vorschlag will ich mich nicht lange aufhalten, dazu hat Dirk Adams (B90/Die Grünen) bereits alles Wesentliche gesagt.

Seit Jahren ungelöste Verkehrsprobleme um das Stadion herum

Herr Panse stört sich vor allem daran, dass diverse infrastrukturelle Fragen noch nicht gelöst seien und es noch kein Betreiberkonzept gebe. Das stimmt so ungefähr, doch bei näherer Betrachtung stellt man fest, dass zum Beispiel die von ihm erwähnte Verkehrsführung der Martin-Andersen-Nexö-Straße ein Evergreen der Erfurter Stadtpolitik ist. Hierüber schreibt Panses Fraktionskollege Jörg Kallenbach am 09.11.2010 auf der Homepage der Erfurter CDU: «Sie ist das älteste ungelöste Verkehrsproblem Erfurts». Desgleichen ist die Parkplatzsituation um das Steigerwaldstadion seit Jahren angespannt. Hier muss allerdings einschränkend darauf verwiesen werden, dass schon bisher Großveranstaltungen (mit bis zu 20.000 Zuschauer) stattgefunden haben, ohne dass sofort der städtische Notstand ausgerufen werden musste. Auch sollte man – auf Seiten der Arenaskeptiker – zumindest um ein wenig Kohärenz in der Argumentation bemüht sein: Denn entweder es kommen keine Besucher (und das Konzept scheitert), dann hat man auch kein Verkehrsproblem, jedenfalls kein größeres als bisher. Oder: Es kommen Leute (das Konzept geht also auf) und man hat ein vermeintliche Infrastrukturdefizit in diesem Stadtteil. Aber beide Argumente in einer Kausalkette in Anspruch zu nehmen, widersetzt sich jeder Logik.

Michael Panse, der angetreten ist Andreas Bausewein im Erfurter Rathaus abzulösen, vermengt – keineswegs ungeschickt – all diese offenen Punkte, also Stadion plus MAN-Straße plus Parkplätze, etc. zu einem großen, unauflösbaren Problemcluster. Er muss gar nicht sagen, dass er gegen den Umbau des Stadions ist. Er kann – George Orwell lässt grüßen – sogar behaupten, er sei dafür. Er knüpft einfach den gordischen Knoten erneut, den Machnig, Bausewein und Rombach (und mit ihnen viele Fußballanhänger in Erfurt) bereits durchschlagen glaubten.

Fußballgegner sollen zu Panse-Wählern werden

Michael Panse gefällt sich in der Rolle des staatstragenden, vernunftbegabten Kommunalpolitikers. Er hat große Mühe gegen Bausewein Profil zu gewinnen, dieser neigt ja nicht wirklich zu unbedachten Kurzschlußhandlungen und ist für die Opposition im Erfurter Stadtrat ob seines unaufgeregt-nüchternen Stils schwer zu attackieren. Aber hier, bei der Frage des Stadionumbaus glaubt er gegen Bausewein punkten zu können. In der Einwohnerschaft der Stadt gibt es zweifelsfrei einen hohen Anteil an Gegnern des Stadion-Projektes. Auf diese Wähler setzt Michael Panse. Die muss er nicht mal emotionalisieren, dass Thema an sich ist bereits so affektgeladen wie eine sizilianische Tarantella. Allerdings gab es große Gegnerschaft bei der Oper, beim Flughafen, beim Bundesarbeitsgericht (die Liste ließe sich fortsetzen) ebenso, ohne das sofort alle Fragen um diese Vorhaben herum «für die nächsten 25 Jahre» (Panse) geklärt werden mussten. Konkret würde mich sehr interessieren, wie denn die 25-Jahresplanung für den Erfurter Flughafen ausgesehen hat. Hat ja super geklappt, kann man nicht anders sagen.

Enges Zeitfenster

Mir ist klar, dass der folgende Vergleich quantitative wie qualitative Defizite aufweist, trotzdem sei er mir gestattet: Ein wenig verhält es sich beim Umbau des maroden Erfurter Stadions in eine moderne Mehrzweck-Arena wie bei der deutschen Wiedervereinigung: Es gibt ein enges Zeitfenster – und entweder man nutzt es, oder es schließt sich – möglicherweise für immer. Oskar Lafontaine hat damals übrigens auch nie öffentlich gesagt, er sei gegen die Wiedervereinigung. Aber, es gilt auch hier Matthäus 7, 20: An ihren Taten sollt ihr sie erkennen.

2 comments

  1. Geschmackvoller Titel! Wenn man sich dann noch unter den Haaren von Audrey Tautou den Herrn Panse vorstellt. Ts, ts ts. Schade, dass diese Diskussionen den Stadienumbau erneut torpedieren und wieder um Monate zurück werfen dürften.

  2. gut geschrieben und trifft den nagel auf den kopf

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