Archiv für August 25, 2014

Rot-Weiß Erfurt vs. Dynamo Dresden 2:0

Das war ein formidabler Fußballnachmittag im Erfurter Steigerwaldstadion. Eine ansehnliche Zahl Erfurter Zuschauer, die im Verlauf des Spiels zunehmend euphorischer ihre Mannschaft feierten, eine eindrucksvolle Dresdner Fangemeinde, die ihre Mannschaft – nicht minder imponierend – unabhängig vom Spielstand lautstark unterstützte und, natürlich als Ursache Nummer eins, eine sehr gut eingestellte und spielende Mannschaft von Rot-Weiß Erfurt.

Vor dem Spiel war ich mir nicht sicher, ob Kogler Brandstetter als einzige Spitze würde auflaufen lassen, um derart im Mittelfeld genügend Akteure für eine anzustrebende fußballerische Dominanz aufbieten zu können. Oder ob er Falk als zweite Spitze in die Startelf stellt, um mit langen Bällen (und über Kopfballablagen) gegen die zwangsweise neu formierte Dresdner Innenverteidigung den Erfolg anzustreben. Ich sollte nicht zu kleinmütig von unserem Cheftrainer denken, der Plan A (mit Brandstetter als einzigem Stürmer) ging voll und ganz auf.

Es wird zunehmend schwieriger – und das ist eine überaus erfreuliche Entwicklung – das Spiel der Erfurter Mannschaft in eine der üblichen Systemnotationen zu fassen. Mit etwas Phlegma könnte man es als 4-2-3-1 bezeichnen. Obwohl es im Spiel gegen den Ball eher wie ein 4-4-1-1 aussah, weil immer ein Spieler (zuerst meist Möhwald, im weiteren Spielverlauf Tyrala) den in vorderster Front pressenden Brandstetter unterstützte und dabei aus der Kette rückte. Im Spielaufbau hingegen war es meist eine lupenreine Dreierkette mit Menz als zentralem Aufbauspieler und weit ins Mittelfeld geschobenen Außenverteidigern. Auffallend war die starke Asymmetrie auf den Außenbahnen. Links orientierte sich Bukva sehr oft ins Zentrum und überließ dem sehr weit nach vorn rückenden Czichos die gesamte Außenbahn. Rechts hielt der sensationell starke Wiegel meist länger die Außenposition und zog erst mit Ball am Fuß in Richtung offensives Zentrum oder Außenlinie. Während Juri Judt (der von Spiel zu Spiel besser wird) meist absichernd agierte und sich situativ auch mal wieder als Anspielstation in Richtung der Dreierkette fallen ließ.

Kogler weigerte sich nach dem Sieg einen Spieler besonders hervorzuheben, da ich aber keinerlei Ambitionen in Richtung Diplomatischen Dienst hege, will ich es hier trotzdem tun. Christoph Mercedes-Menz hat erneut mit äußerst effektivem Spiel geglänzt. Seine Spieleröffnung war beeindruckend. Er vermied große Risiken und fand trotzdem immer wieder raumgewinnende Anspielstationen. Eine Voraussetzung dafür ist natürlich eine entsprechende Präsenz eigener Spieler im Mittelfeld. Dafür boten sich vor allem die ballsichersten Erfurter Spieler Tyrala, Möhwald und Bukva an. Wenn diese Anspielstationen nicht mit ausreichend großer Sicherheit erreichbar waren, wurde geduldig abgewartet oder auch mal ein halblanger Ball auf die offensiven Außen riskiert. (Auf der Gegenseite wurde Kirsten öfter ins Aufbauspiel der Dresdner eingebunden, was nur eine mäßig gute Idee war, da Brandstetter ihn immer wieder mit großem Tempo anlief und den Torwart der SGD zwang, lange, unkontrollierte Bälle zu spielen.) Defensiv agierte Menz ebenfalls gewohnt besonnen und zweikampfstark, wobei auch hier betont werden muss, dass sich alle Spieler aktiv und aggressiv an der Defensivarbeit beteiligten und so oft Überzahlsituationen in Ballnähe entstanden, die nicht selten in Ballgewinne umgewandelt werden konnten.

Exemplarisch für das Abwehrverhalten der Mannschaft über lange Strecken der Partie steht der Ballgewinn von Möhwald vor dem zweiten Tor, das ich mir gar nicht oft genug anschauen kann. Ab dem Zeitpunkt als Möhwald den Ball unter Kontrolle bringt und sofort zu Wiegel passt, ist dieser Treffer für Dynamo nicht mehr zu verteidigen. Jedenfalls nicht, wenn man es so perfekt zu Ende spielt, wie der RWE es in dieser Situation getan hat. Zwischen Balleroberung und Torabschluss liegen sechs Sekunden. In denen alles stimmt: Laufwege, Passpräzision und -tempo, Handlungsschnelligkeit und (sehr wichtig!) die uneigennützige Auswahl der richtigen finalen Option durch Wiegel. Ein tolles Tor von der Sorte, die mir viel lieber ist, als ein Volley aus 30 Metern in den Winkel. Auch toll und trotzdem ein reines Zufallsprodukt.

Ein Wort zum Gegner. Zu meiner Überraschung attestierte Michael Windisch, neuerdings eine Art Allzweckwaffe des mdr für den Thüringer Fußball und hauptberuflich Reporter der BILD-Zeitung, der SG Dynamo Dresden, dass sie «erschreckend schwach» gespielt hätte. Diese Einschätzung trifft, wenn überhaupt, nur auf die ersten 20 Minuten des Spiels zu. Danach war es eine ausgeglichene Partie mit Chancen auf beiden Seiten. Zu jedem Zeitpunkt des Spiels war zu erkennen, dass Minge und Böger eine Mannschaft zusammengestellt haben, die über ein großes fußballerisches Potenzial verfügt und das auch abzurufen weiß. Sie traf an diesem Nachmittag nur eben auf eine – in diesem Spiel – etwas bessere Mannschaft.

Es ist einigermaßen banal, darauf zu verweisen, dass der Verein jetzt zwei extrem schwere Auswärtsspiele vor der Brust hat. Vor allem auch deswegen, weil es im Grunde in der Liga überhaupt keine anderen Spiele gibt, schon gar nicht auswärts. Münster wird, nach dem Derbysieg in Osnabrück, mit großem Selbstvertrauen aufspielen. Aber – und das ist die gute Nachricht – sie werden auf eine Erfurter Mannschaft treffen, für die das in ebensolchem Umfang zutrifft. Hoffe ich doch.

Der Saisonstart des FC Rot-Weiß Erfurt

Es ist das Wochenende der ersten DFB-Pokalrunde. Oder wie wir es in Erfurt nennen: Zeit der Schmerzen. Als am Freitag der Chemnitzer FC in einem denkwürdigen Spiel den Bundesligisten Mainz 05 aus dem Wettbewerb schoss, kamen die Gedanken an den 10. August 2008 wieder hoch, als es fünf späterer Weltmeister bedurfte, damit der FC Bayern München die Rot-Weißen mit 4:3 besiegte. Es war das letzte Mal, dass ein Spiel im Steigerwaldstadion im Blickpunkt einer landesweiten Öffentlichkeit stand. Das ist 6 Jahre her. Seitdem leben wir im fußballerischen Konjunktiv – immer in der Hoffnung auf eine neue Verheißung. Die aktuell ausgegebene Parole hört auf den Namen Mission 2016. Für das nämliche Jahr hat sich der Verein den Aufstieg in die 2. Bundesliga vorgenommen. Niemand hier hätte etwas dagegen. Allein, es sind Zweifel am Wirklichkeitssinn dieses Ziels angebracht. In den letzten beiden Jahren mussten sich die Anhänger eher um den Verbleib in der 3. Liga sorgen. Wohin deuten die Instrumente in dieser Saison? Nun, wir haben 4 Spieltage absolviert, mehr als eine erste, provisorische Bilanz lässt sich derzeit seriös nicht wagen. Hier ist sie:

Der letzte Auftritt in Cottbus mutete exemplarisch für die bisherigen Saisonspiele an. Die Mannschaft stand defensiv halbwegs stabil. Aus dem laufenden Spiel gab es kaum Chancen für die Lausitzer. Allerdings muss sich noch erweisen, ob sich diese Defensivstärke auch gegen spiel- und offensivstärkere Mannschaften als solche herausstellt. Gemessen an den Erfahrungen aus dem Spiel gegen den BVB-Nachwuchs ist es nicht übelwollend, skeptisch zu bleiben. Die offensiven Leistungen waren in Cottbus überschaubar. Diesmal reichte ein guter Angriff in Halbzeit eins (die Chance von Brandstetter) nicht zur Führung. Erst als Energie am Ende des Spiels für das hohe Tempo bezahlte, kam Rot-Weiß zu einigen Halbchancen. Ansonsten: viele Abspielfehler und in Folge davon kaum Gefahr für das Tor des Gegners.

Natürlich gibt es entlastende Gründe für die momentan durchwachsenen Leistungen: in Cottbus standen sechs neu verpflichtete Spieler auf dem Feld. Es wurde also zum Beginn der Saison wieder einmal die halbe Mannschaft ausgetauscht. Menz und Tyrala bilden im zentralen Mittelfeld das neue fußballerische Herz des Teams. Andererseits ist eine Mannschaft wie Dynamo Dresden in noch größerem Umfang umgebaut worden und präsentiert sich (bislang) ungeachtet dessen eindeutig homogener. Noch schwerer wiegt wohl das chronische Verletzungspech von Koglers Team. Mit Kammlott, Möhwald und Laurito fehlten ungemein wichtige Spieler ganz oder teilweise. Während der grandiose Möckel (nach langer, schwerer Verletzung) den Verlust von Laurito sehr passabel auffangen konnte, sind Möhwald und – natürlich – vor allem Kammlott nicht adäquat zu ersetzen. Vor allem, weil Spieler wie Bukva, Tyrala, Falk und Brandstetter einfach noch Spielpraxis benötigen, um ihr Potenzial voll auszuschöpfen. Alle haben sportlich schwierige Zeiten hinter sich und es wäre unredlich, ihnen die nötige Geduld zu verweigern.

Auf der Habenseite der bisherigen Spiele steht eine deutlich höhere taktische Variabilität der Mannschaft. Kogler hält nicht mehr unter allen Umständen und Spielsituationen am 4-4-2 der letzten Saison fest. Als er gegen Stuttgart der Meinung war, neben Falk keinen adäquaten Stürmer für 90 Minuten zu haben, beorderte er Möhwald als hängende Spitze (oder falschen Zehner) in den Sturm. Selbiges wiederholte er (nach der Auswechslung Brandstetters) mit Tyrala in der letzten halben Stunde in Cottbus. Sah beide Male äußerst passabel aus. Der Clou in taktischer Hinsicht war jedoch die Dreierabwehrkette im (gewonnenen) Spiel gegen Stuttgart, bestehend aus Czichos, Kleineheismann und Menz. Da wurde zentral defensiv kaum etwas zugelassen; im grundierenden Spielaufbau gab es jedoch noch Luft nach oben. Trotzdem vermute ich, dass Kogler, sobald Kammlott und Brandtstetter richtig fit sind, auf das 4-4-2-System zurückkommen wird.

Das Spiel gegen Dynamo Dresden wird so eine Art L’Alpe d’Huez für den FC Rot-Weiß Erfurt. Ein Scharfrichter. Danach werden wir besser einzuschätzen wissen, wo sich der Verein derzeit sportlich einsortiert. Viel ist möglich – in jeglicher Hinsicht. Und jetzt gebe ich mich wieder dem Weltschmerz hin und schaue DFB-Pokal.

Rot-Weiß Erfurt vs. VfB Stuttgart II 3:1

Für Spiele wie das gestrige wurde der Begriff Arbeitssieg dereinst erfunden. Gegen zunächst sehr defensiv eingestellte Gäste tat sich Rot-Weiß in der ersten halben Stunde äußerst schwer, passende Mittel in der Offensive zu finden. Das ist nichts Neues und im Grunde ein generelles Problem der Liga (und nicht nur dieser): Das offensive Vermögen hinkt dem defensiven hinterher.

Trotzdem war Erfurt die spielbestimmende Mannschaft; gefährliche Offensivaktionen der Stuttgarter gab es jedenfalls keine. Das hatte auch mit einer System-Innovation von Walter Kogler zu tun: Mit viel gutem Willen könnte man noch von einer 4-1-4-1-Formation mit einem extrem nach hinten orientierten Sechser (Menz) sprechen. Kann man aber auch sein lassen und gleich sagen: Das war eine lupenreine Dreierkette im Spielaufbau, aus der im Defensivspiel eine Fünferkette wurde. Ein Hybridsystem, dass bei der WM unter anderem von Holland, den Chilenen und Uruguay bevorzugt wurde. Im Spielaufbau fand ich es noch nicht ganz so überzeugend, weil für meinen Geschmack die drei Spieler (Menz, Czichos, Kleineheismann) oft zu eng beieinanderstanden und so den zahlenmäßigen Vorteil gegen die in der Regel nur mit zwei Spielern pressenden Stuttgarter nicht wirkungsvoll auskombinieren konnten. Vor allem aber, weil Menz keine Anspielstationen in der Spielmitte fand. Das wurde erst graduell besser als er etwas vertikaler nach vorne versetzt spielte, der VfB einen Tick offensiver wurde und wechselweise Tyrala, Bukva und Möhwald sich etwas mehr nach hinten fallen ließen.

Das gesamte Defensivspiel unserer Mannschaft hat mir dagegen sehr gut gefallen. Durch die vielbeinige Angriffsmitte gelang dem VfB über die gesamte Spieldauer gesehen sehr, sehr wenig.

Das erste Tor für Rot-Weiß lag zwar nicht in der Luft, fiel aber in einer Phase, als es gelang, den ein oder anderen Angriff deutlich näher an den Strafraum der Gäste zu verlagern, von daher fiel es auch nicht völlig überraschend. Zu diesem Zeitpunkt hatten Bukva und Wiegel die Seiten getauscht, was vor allem Andreas Wiegel irgendwie besser ins Spiel brachte. Nachdem er zuvor schon gute Ansätze zeigte, war er an der Entstehung beider Vorpausen-Tore maßgeblich beteiligt. Von ihm kam der Pass, den Eichmeier zu seiner prachtvollen Flanke von der linken Seite nutzte und er provozierte das Handspiel, das dem Elfmeter vorausging.

Im Grunde warteten alle Rot-Weißen mit einer soliden Leistung auf. Etwas ab fielen für mein Empfinden nur Bukva, der keine wirklich entscheidenden Impulse setzen konnte und Falk, der mir zu viele einfache Pässe in der Kurzdistanz nicht an den Mitspieler brachte. Auf seiner Habenseite steht allerdings die sehenswerte Kopfballvorlage zum entscheidenden dritten Treffer. Überhaupt spielte Falk besser, nachdem er mit Brandstetter einen Stürmerkollegen an die unmittelbare Seite bekam.

Sonst fiel mir noch eine Szene aus der 2. Halbzeit auf, als Czichos bei einem Angriff der Stuttgarter nicht den Fehler machte und den ballbesitzenden Stürmer direkt attackierte, sondern nach hinten auswich, um den frei ins Zentrum laufenden zweiten Angreifer abzudecken. So blieb den Stuttgartern keine offensive Anspielmöglichkeit und der Angriff wurde abgefangen. Das war sehr smart verteidigt.

Ich habe bereits eine Menge recht herabwürdigender Einlassungen zum gestrigen Spiel gelesen, die ich alle nur äußerst eingeschränkt nachvollziehen kann. Mir ist schon klar, dass fußballerisch momentan noch einiges im Argen liegt, in erster Linie im Offensivspiel. Allerdings setzt Kogler noch deutlicher als in der letzten Saison darauf, dass die Mannschaft vernünftig und zeitgemäß das Spiel nach vorne aufbaut, mit kurzen Pässen und sich situativ ergebenden Seitenverlagerungen und eben möglichst unter Verzicht auf lang geschlagene Bälle (die es natürlich als alternatives Stilmittel oder aus der Not heraus immer noch geben wird). Da geht noch so einiges schief, trotzdem ist der Weg der Richtige. Mich freut ebenfalls, dass Kogler taktisch offenbar variabler agiert als in der letzten Saison. All dies darf natürlich kein Selbstzweck sein, sondern muss mit gewonnenen Punkten einhergehen. Aber da bin ich für die Zukunft optimistisch.

Hansa Rostock vs. Rot-Weiß Erfurt 1:1

Der erste Punkt der neuen Saison ist auf der Habenseite verbucht. Nichts was man ausgelassen bejubeln müsste, aber ein Unentschieden in Rostock ist auch nicht Nichts.

Zunächst schien es, als ob Rostock an die erste Halbzeit gegen Münster anknüpfen wollte, doch als diese ersten zehn Minuten hanseatischen Sturm und Drangs überstanden waren, passierte bis zu Brandstetters Tor nicht viel. Rot-Weiß verteidigte geschickt, das heißt kompakt und vermied zudem größere Risiken in der Vorwärtsbewegung. Gegen eine solcherart agierende Erfurter Mannschaft fiel Hansa wenig ein. Die Zuschauer sahen ein schwaches Drittligaspiel, das seinen fußballerischen Höhepunkt in der 78. Minute hatte, als der eingewechselte Brandstetter eine glänzende Kombination über Möhwald und Wiegel zur Erfurter Führung einköpfte.

In der Logik dieses chancenarmen Spiels hätte es gelegen, dass dieser einsame fußballerische Gipfel für einen Dreier genügt. Leider stand dem die zwingendere Logik einer obskuren Erfurter Fußballtradition entgegen: Unaufmerksamkeit nach eigenen Toren. Bereits nach dem direkten Wiederanstoß schlief Judt den berühmt-berüchtigten Juri-Schlaf. Leider kennt man diese Konzentrationsschwächen von ihm zur Genüge, hauptverantwortlich dafür, dass seine bisherige Karriere weit unter seinen fußballerischen Fähigkeiten verläuft. Das ging zunächst noch einmal gut, er wurde – Fußball ist oft ein ironischer Sport – von Kleineheismann zusammengefaltet. Ein paar Minuten später traf unser Innenverteidiger ins eigene Netz. Es gibt Eigentore, bei denen man dem Verursacher nicht wirklich einen Vorwurf machen kann. Der Ausgleich gestern zählt nicht dazu.

Wiewohl Kleineheismann natürlich wieder mal nur am Ende einer Fehlerkette stand. Los geht es eigentlich schon bei Tyrala, der bei der Hereingabe von der rechten Rostocker Seite viel zu weit wegsteht von seinem Gegenspieler; dann gewinnt Judt einen Zweikampf, aber Möckel kann den Ball nicht klären und am Ende kickt eben Kleineheismann eine eigentlich harmlose Hereingabe ins eigene Tor. Manchmal denke ich: Sic transit gloria mundi (so vergeht der Ruhm der Welt) ist das eigentliche Motto des Erfurter Fußballs. Natürlich ist das Unentschieden gerecht, schon allein, weil eigentlich keiner der beiden Mannschaften gestern drei Punkte verdient gehabt hätte. Aber seien wir ehrlich, gestern hätten wir gut mit dieser im universalen Maßstab vergleichsweise kleinen Gerechtigkeitslücke leben können.

Gesicherte Angaben zum Spielsystem liegen Stand jetzt noch nicht vor. Wieder mal herausragend verwirrend die Grafik des mdr-Spielberichtes, mit einer taktischen Formation, die man in Leipzig vermutlich vom kleinen Bruder des Praktikanten hat zusammenwürfeln lassen. Wenn man schon keine Ahnung hat, steht einem ja offen, das Spielsystem bei den Verantwortlichen zu erfragen – man nennt es Journalismus.

Nach allen was mir an Informationen und Bildern vorliegt, würde ich mal mit einiger Sicherheit von einem 4-1-4-1 ausgehen. Mit Menz auf der zentralen defensiven Position im Mittelfeld, davor die beiden Achter Tyrala und Möhwald, Bukva und Eichmeier auf den beiden Außenpositionen und Falk als einziger Spitze. Werden wir – je nachdem wie Kogler den Fitnesszustand von Brandstetter einschätzt – möglicherweise am Dienstag gegen den VfB noch einmal zu sehen bekommen. Wie es in dieser Systemfrage (ein oder zwei Mittelstürmer) weitergeht, wird interessant zu verfolgen sein. Ich habe da keine besondere Präferenz, für mich ist es wichtiger, dass die Passgenauigkeit und die darauf aufbauende Variabilität des Offensivspiels peu à peu besser wird.

Letzten Samstag hat nicht viel zu einem Punkt gefehlt, gestern trennten uns nur drei Minuten vom ersten Sieg. Die Hoffnung auf drei Punkte am Dienstag ist also nicht völlig abwegig. Das wird schwer genug gegen die bereits jetzt unter Druck stehenden Talente des VfB Stuttgart. Gelingt es, kann man aber mit einiger Berechtigung von einem halbwegs gelungenen Start in die neue Saison sprechen. Von einem, auf dem sich aufbauen lässt.

Last but not least bleibt zu hoffen, dass sich unser Kapitän nicht so schwer verletzt hat, wie es die ersten Bilder und Nachrichten vermuten ließen. Gute Besserung, André Laurito!

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