Archiv für Juli 27, 2014

Rot-Weiß Erfurt vs. Borussia Dortmund II 1:2

Mir hängt die Geschichte um Marco Engelhardt noch tief in den Knochen; mein Verhältnis zum FCRWE ist derzeit so ambivalent wie lange nicht. Aber egal, gestern begann die neue Saison. Gelegenheit also, sich auf die sportlichen Aspekte zu konzentrieren.

Es war das erste Spiel einer auf vielen Positionen neu zusammengestellten Mannschaft. Es wurde gegen eine fußballerisch begabte Mannschaft verloren. Das ist ärgerlich aber kein Beinbruch. Wie wohl man natürlich sicherstellen muss, dass in den nächsten Spielen gepunktet wird. Sonst droht – wie vor 2 Jahren – eine verhängnisvolle Abwärtsspirale mitsamt den anscheinend unvermeidlichen internen wie externen Panikreaktionen.

Das Spiel gestern wurde verloren, weil die sehr ansehnlichen ersten zehn Minuten ohne Torerfolg blieben. Danach wurde der BVB besser und offenbarte die defensiven Probleme einer Aufstellung, die mit zwei vor allem offensiv agierenden zentralen Mittelfeldspielern sehr mutig zu nennen ist. Kann man machen, ist aber in jedem Fall riskant, da die defensive Absicherung funktionieren muss, was gestern erst mit der Einwechslung von Menz der Fall war. Tyrala und Möhwald bildeten vorher keinen Verbund, sondern spielten offensiv wie defensiv mehr oder weniger aneinander vorbei.

Das Spiel wurde auch verloren, weil Kogler mit der Auswechslung von Nietfeld viel zu lange wartete. Ich sage das nicht gerne und ohne jede Häme, aber in dieser Verfassung hat Nietfeld in der 3. Liga nichts verloren. Man opfert bei einem 4-4-2 immer einen Spieler im Mittelfeld, was nur zu rechtfertigen ist, wenn beide Stürmer Gefahr für die gegnerische Abwehr ausstrahlen. Davon war Jonas Nietfeld weit entfernt. Mit dem Wechsel Bukvas (bis dahin schwach) von der linken Seite in den Sturm wurde es besser. Der Österreicher konnte einige Male den Ball gut behaupten und bereitete nicht zufällig den Anschlusstreffer vor.

Ein weiteres Manko gestern ist fast schon ein RWE-Klassiker. Die Angriffsreihe, bestehend aus den beiden offensiven Außen und den zwei Stürmern, agiert viel zu statisch. Man steht auf einer Reihe mit der Viererkette des Kontrahenten und wartete auf Zuspiele, die nicht kamen. Nicht kommen konnten, weil beide Sechser aggressiv am Spielaufbau gehindert werden und mithin isoliert waren. Ein fluides Offensivspiel sieht anders aus: Ausweichen der Stürmer in den Rückraum, situatives Einrücken der Außenspieler, etc.

Zu den neuen Spielern will und kann ich nach nur einem Spiel noch nichts sagen, mit einer Ausnahme: Sebastian Tyrala. Er ist fußballerisch ganz klar eine Bereicherung im Mittelfeld, hat aber seine Stärken zweifellos in der Vorwärtsbewegung. Er ist eben nicht der Abräumer vor der Abwehr und als solcher wurde er auch nicht verpflichtet. Dies bedeutet aber auch, dass er defensiv gut abgesichert werden muss. Nach dem gestrigen Spiel würde ich sagen, dass Menz mit dieser Rolle weniger Probleme hat als Kevin Möhwald. Der kann das auch, die Frage ist nur, ob er sich mit dieser vor allem defensiven Ausrichtung auf Dauer zufrieden gibt. Auf der rechten Seite wirkte er (nach Koglers Umstellung und wie bereits am Anfang der letzten Saison) weitgehend isoliert.

Bilanzierend ist zu konstatieren, dass mit der Verpflichtung von Tyrala, Bukva und Judt die Mannschaft fußballerisch aufgewertet wurde. Jetzt bleibt abzuwarten, ob dieses mehr an offensiven Optionen mit der überlebensnotwendigen defensiven Stabilität versehen werden kann.

Im Übrigen war es das letzte Saisoneröffnungsspiel im Steigerwaldstadion, wie wir alle es kennen.

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