Arminia Bielefeld vs. RWE / Vorschau

Bei bwin gibt es zwei Euro und achtzig Cent für einen Euro, sollte der RWE am Samstag in Bielefeld gewinnen. Erstaunlich wenig, in Anbetracht der Misslichkeit, dass wir das einzige Team in den drei deutschen Profiligen sind, das nicht einmal ein Tor auf Gegners Platz erzielt hat. In einem Anfall von – wie mir inzwischen scheint – grundlosem Optimismus habe ich heute Morgen dennoch zehn Euro auf die Rot-Weißen gesetzt. Irgendwann muss doch mal ein desorientierter gegnerischer Verteidiger den Ball ins eigene Tor abfälschen. Oder, noch unwahrscheinlicher, einer unserer Stürmer auswärts treffen. Irgendwann.

Personell wird es keine Überraschungen geben: Oumari (wegen Tätlichkeit für vier Spiele gesperrt), wird mit beinahe hundertprozentiger Sicherheit durch Tom Bertram ersetzt. Ansonsten wird Emmerling die selben Zehn auf die Alm schicken, die zuletzt gegen Darmstadt aufgelaufen sind. Es ist zu hoffen, dass Morabit nicht nur ein Spiel lang tanzte und sich nach den (übertrieben) positiven Kritiken des Darmstadt-Spiels schon auf dem Weg zum FC Barcelona wähnt. Dann noch die Sache mit dem Rückstand. Bei den bisherigen Auswärtsspielen konnte man die Uhr stellen: um 15.15 Uhr verkündete der (übrigens exquisite) Liveticker des RWE das Führungstor für die Gastgeber – also gegen uns. Ich habe Vertrauen in die rhetorischen Fähigkeiten von Stefan Emmerling und dass es ihm in den zwei Wochen Spielpause gelungen ist den Jungs zu verklickern: es hat schon Mannschaften in der Geschichte dieses Sports gegeben, die danach nicht wie Elementarteilchen im CERN zerfallen sind. Aber im Grunde ist es ja nur die seit Jahrzehnten währende, chronische Bipolarität dieses Klubs, bestehend aus Heimstärke und notorischer Auswärtsschwäche. Gegenwärtig mal wieder exemplarisch in der Tabelle sichtbar: Erster in der Heimtabelle, Letzter in der Auswärtsbilanz. Ich habe aufgegeben über die Gründe nachzudenken, was bleibt ist Fatalismus.

Zeit für die Statistik. Allein: es gibt keine. Bielefeld gegen Erfurt ist – mangels Masse – ein ungeschriebenes Kapitel deutscher Fußballgeschichte, woraus man schließen könnte, dass beide Vereine nicht eben zu den ganz Großen des deutschen Fußballs gehören.

Ich war acht Jahre, als ich zum ersten Mal von den Ostwestfalen hörte. In der Bundesligakonferenz der ARD tauchte damals ein neuer, magischer Ort auf: die Bielefelder Alm. Auf Jahre hielt ich Bielefeld für einen Verein aus Bayern, bei dem fesche Mädels im Dirndl die Eintrittskarten verkaufen und auf dessen Rasen in der Woche Kühe weiden. Aber noch etwas erregte mein Interesse, der Name: Arminia. Ich fragte meinen Großvater, der mich großväterlich verschwörerisch zur Seite nahm und erklärte, dies sei die weibliche Form von Arminius. Eines deutschen Helden, der im Teuteburger Wald vor langer Zeit die Römer besiegte. Er sagte noch, dass früher auch bei uns Vereine solche Namen trugen, bis – jetzt blickte mein Großvater sehr ernst – die Kommunisten diesen und andere Namen verboten hatten, um den Vereinen die hässlichen Namen ihrer Kombinate (CarlZeiss Jena) und LPGs (Rotes Banner Trinwillershagen) zu geben. Erfurt hätte da noch richtig Glück gehabt, meinte Großvater. Na ja, dann kam der Bundesligaskandal und die ARD schaltete für lange Zeit nicht mehr auf die Bielefelder Alm. Und inzwischen ist es ganz vorbei mit diesem schönen Namen. Ich bin kein großer Romantiker, aber mir bleibt es unbegreiflich wie man gewachsene Traditionsräume (nichts anderes sind Stadien und ihre Namen) derart leichtfertig verscherbeln kann, um ein paar Jahre später doch wieder vor dem Ruin zu stehen.

Genug der Remineszenz: hoffen wir auf den ersten Auswärtssieg des RWE – dann eben in der SchüCo-Arena.

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