Die wunderbare Welt des Andre Ockenfels

In der Rubrik „Auf ein Wort …“ interviewt ein namenloser Gesprächspartner heute den Marketingleiter des RWE, Andre Ockenfels. Herr Ockenfels ist seit zwei Jahren für den Verein tätig und war früher – wie er nicht müde wird zu erwähnen – im Automobilsektor beschäftigt. Offen bleibt, ob er dort den Hybridmotor erfand, oder Seelsorger auf einem Autofriedhof war. Egal, ich bin sicher, er war sehr erfolgreich.

Das macht es aber möglicherweise nicht einfacher, mit ihm, wie er sagt „auf Augenhöhe“ die Diskussion zu suchen. Wer kann da schon mithalten. Automobilsektor! Wow! Seit dem Beginn seiner Tätigkeit an der Arnstädter Straße wurden „Sponsoren in einer sechsstelligen Größenordnung“ hinzugewonnen. Okay, denkt sich der nicht wirklich auf Augenhöhe befindliche und zerebral unterbelichtete Anhänger, das ist der Grund warum man nichts mehr vom „Klub der Hundert“ hört. Es sind jetzt Hunderttausend, wenn nicht gar Sechshunderttausend, die den Sponsorenklub des RWE verstärken. Man kann dem Mann nur danken. Dazu muss man sich einmal vorstellen, dass ohne ihn vielleicht Kammlott, Rockenbach, Semmer, Orlishausen, Stenzel, Malura und Möckel den Verein verlassen hätten, um woanders mehr Geld zu verdienen. Undenkbar, das! Aber kein Wunder, der Herr Ockenfels kann es einfach. Ich sag nur: Automobilsektor.

Irritiert war ich dann doch. Den Satz aus einem Forum: Die Abteilung Ockenfels ist eine Blackbox als Kompliment zu nehmen, lässt einen Abgrund an krachendem Unverständnis für die Obliegenheiten eines Fußballvereins mehr als nur vermuten. Hinterher geschoben wurde dann noch das calmundesk-joviale: Der Mann hat Recht. Das ist, für den leitenden Angestellten eines Fußballvereins, schon sehr, sehr gönnerhaft daher schwadroniert. Auch ein, fast ausschließlich regional verwurzelter Klub, wie der FC Rot-Weiß Erfurt, ist ein Unternehmen. Sogar in erster Linie. Allerdings nicht ausschließlich. Jedes Unternehmen hat Betriebsgeheimnisse. Soll heißen: auch dem nicht ganz auf Augenhöhe befindlichen Anhänger dürfte klar sein, dass der Vertrag mit der IMG nicht wirklich etwas auf der Webseite zu suchen hat. Aber, Geheimniskrämerei als Management-Prinzip auszurufen, ist etwas völlig anderes. Der RWE ist nicht der MI6. Er ist ein Fußballverein, dessen Mitglieder mit ihren Beiträgen das Gehalt des Herrn Ockenfels mitfinanzieren. Und dessen Zuschauer, im diametralen Unterschied zu einem Unternehmen, es sich gefallen lassen, auch schlechte Ware zu bezahlen. Das tun sie, weil sie mit diesem Klub mehr verbindet, als eine Geschäftsbeziehung. Für manche ist er sogar ihr Leben. Das sollte einer wissen, zu dessen Aufgaben Außendarstellung und Kommunikation gehören. Allerdings würde er dann nicht solch einen Unfug labern.

In weiten Teilen liest sich das Interview wie eine Bewerbung für RB Leipzig. Dort sind Fans tatsächlich nur Kunden, Vereinsmitglieder unerwünscht. Das ist okay, das weiß man, wenn man sich darauf einläßt RB Leipzig toll zu finden. Allein, der RWE ist nicht RB Leipzig und wird es nicht werden. Denke ich, vermute ich & hoffe ich.

Im Übrigen, habe ich noch eine Anregung für Herrn Ockenfels: Wenn sich die Anzahl der Sponsoren dem siebenstelligen Bereich nähert, bleibt vielleicht Zeit sich mit der Webseite des Vereins zu befassen. Die ist so gruselig, dagegen ist „Nightmare on Elm Street“ ein Kinderfilm.

Man kann sich hier und hier anschauen, wie so etwas aussehen kann. Mit einem Drittliga-Etat. Soll’s auch schon im Automobilsektor geben, dieses Webgedöns.

Kommentare sind geschlossen.

WP2Social Auto Publish Powered By : XYZScripts.com