Heimkehr der verlorenen Söhne?

Der Tag begann mit einem Interview Carsten Kammlotts in der Thüringer Allgemeinen. Genauer gesagt, war es eine Initiativ-Bewerbung des in Leipzig fremdelnden Stürmers bei seinem alten Arbeitgeber, dem Fussballklub Rot-Weiß Erfurt. Das umgehend via LVZ online lancierte Dementi des RB-Sportdirektor Wolfgang Loos sollte niemanden ernsthaft irritieren; wir wissen alle, dass solche Aussagen während der Transferperiode die Solidität eines griechischen Sparprogramms allenfalls marginal übertreffen. Möglicherweise kann es jetzt schnell gehen, für den RWE hat Wilfried Mohren das Interesse an Kammlott bereits bestätigt. Mit der ihm eigenen Zurückhaltung und den Worten: «Das ist ein Junge von uns …». Wie auch immer. Gelingt es RB-Trainer Peter Pacult seinen Wunschstürmer Roman Wallner zu verpflichten, wäre wohl zumindest sportlich der Weg für eine Ausleihe frei. Ob der Verein finanziell dazu in der Lage ist – denn für Gotteslohn wird Kammlott nicht spielen – kann exklusiv das Präsidium des RWE beurteilen. Wenden wir uns jetzt der allein entscheidenden Frage zu: Würde er uns sportlich helfen? Sagen wir so: In der Form in der er (für sehr viel Geld) den RWE in Richtung Leipzig verlassen hat, auf jeden Fall. In meinen Augen ist er mit der Erwartungshaltung in Leipzig nicht zurecht gekommen und – eine Floskel, trotzdem wahr – mangelndes Selbstvertrauen ist der größte Feind des Stürmers. Dennoch: das er Tore schießen kann, hat er in seiner ersten Profisaison eindrucksvoll nachgewiesen. Er ist schnell und technisch begabt. Ein Knipser dem es an Nestwärme fehlt. Soll er haben. Wenn irgend möglich – her mit ihm. Subito!

Dann kam der Abend und aus Weißensee wurde Überraschendes vermeldet: Marco Engelhardt stand beim Testspiel gegen Halle in der Anfangsformation des RWE. Nach den dezidiert abschlägigen Äußerungen der letzten Woche seine Verpflichtung betreffend, kommt das einer kleinen Sensation gleich. Es ist löblich, einem arbeitslosen Spieler die Möglichkeit einzuräumen am Training teilzunehmen, um ihm so die Chance zu bieten sich fit für seinen Beruf zu halten. Eine völlig andere Qualität nimmt das Ganze an, wenn dieser Spieler in einem nicht unwichtigen Testspiel über die volle Spieldauer zum Einsatz kommt. Alles hier ist Spekulation. Doch scheint es so, dass die Verantwortlichen des RWE, allen voran Stefan Emmerling, im Fall Engelhardt umgedacht haben. Sonst würde der Einsatz des Ex-Nationalspieler überhaupt keinen Sinn ergeben. Woher der Meinungsumschwung rührt ist schwer zu beurteilen, möglicherweise hat er im Training schlichtweg einen überragenden Eindruck hinterlassen. Kann Marco Engelhardt uns helfen? Oh ja, er kann! Allein seine Qualitäten bei Freistößen und Ecken wären ein Gewinn für die Mannschaft. Er ist auf dem Platz ein Stratege und mit seinen 31 Jahren noch immer im besten Fußballeralter. Ich rechne nicht damit, dass er nach einem halben Jahr Spielpause bereits in der Lage ist 90 Minuten Drittligatempo durchzuhalten, aber dieses Defizit sollte sich schnell wegtrainieren lassen. Er kann auf der linken Außenbahn und im defensiven Mittelfeld flexibel eingesetzt werden und wäre – für Mannschaft und Anhänger des RWE – Führungsspieler und Integrationsfigur in einem.

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