FC Rot-Weiß Erfurt vs. BVB II 5:0 / Klug gespielt und hoch gewonnen

Stand am Samstag immer richtig: Joan Oumari © www.fototifosi.de

Das Trainerteam sah keinen Grund Taktik und Aufstellung des Aachen-Spiels zu ändern. Der RWE spielte in einem taktischen Hybridsystem. Defensiv handelte sich eindeutig um ein 4-4-2. Möhwald und Morabit bildeten dabei die vorderste Linie, dahinter verteidigten zwei flache Viererketten. Die Formation stand sehr tief, dadurch bekam man oft alle Spieler hinter den Ball. Sehr gefallen hat mir, dass Möckel stets dafür sorgte, den Abstand der beiden Viererketten optimal zu halten. Er gab die Kommandos zum Verschieben der Abwehrreihe. Der RWE ließ sich vom BVB nicht dazu verleiten höher zu stehen. Lange Bälle auf die schnellen Dortmunder Stürmer gab es keine, jedenfalls keine erfolgreichen. Das sah während der ersten dreißig Minuten nicht schön aus, aber man kann – wie sich zeigen sollte – ein Fußballspiel auch in der verbleibenden Stunde noch gewinnen. Preußer wollte taktisch alles dafür tun, einen Rückstand zu vermeiden, denn dann wäre es gegen den konterstarken BVB-Nachwuchs ungemein schwer geworden. Dortmund kam trotzdem zu zwei Chancen, beide nach groben individuellen Fehlern (Czichos und Möckel).

Mit dem ersten nennenswerten Angriff des RWE drehte sich die Konstellation komplett. Endlich! brachten Morabit und Drexler ihr jeweilige individuelle Klasse zusammen, nachdem Möhwald seine Qualitäten als Balleroberer unter Beweis gestellt hatte. Neben dem abgebrühten Abschluss Drexlers war an diesem Tor bemerkenswert, dass Morabit den finalen Pass mit seinem eigentlich schwächeren linken Fuß spielte – butterweich und exakt in den Lauf des Torschützen. Dortmund verlor die Ordnung, der RWE setzte konsequent nach und erzwang das letztlich bereits vorentscheidende zweite Tor noch vor Pause.

Die Angriffsformation der Rot-Weißen konnte man mit einigem Recht als 4-2-3-1 klassifizieren, wobei sie sehr fluide angelegt war. Vor allem Drexler, Morabit und Möhwald tauschten quasi ständig die Positionen, was allerdings in der Defensive dazu führte, dass sich vor allem Czichos immer wieder mit einem anderen offensiven Außenbahnspieler über das richtige Stellungsspiel bei Dortmunder Angriffen abstimmen musste. Das gelang weitgehend fehlerfrei. Optimal war es nicht, zumal Dortmund – gerade nach der Pause – sehr häufig die Angriffe über die linke Erfurter Abwehrseite vortrug. Trotzdem: Der Gewinn durch die permanenten Positionswechsel übertraf diesmal (vielleicht zum ersten Mal in der Saison) den Kollateralschaden des zeitweiligen Ordnungsverlustes in der Rückwärtsbewegung. Dies lag daran, dass neben den überragenden Drexler und Morabit auch Möhwald völlig auf der Höhe seiner Aufgaben agierte. Die sind vielfältig: Teilweise spielte er direkt neben Morabit als zweite Spitze, teilweise unterstützt er die beiden Sechser beim Spielaufbau. Bemerkenswert war sein Spiel ohne Ball: immer wieder versuchte er, Räume für seine Mitspieler zu schaffen. Er betrieb einen enormen läuferischen Aufwand, den er aber bis zu seiner Auswechslung in der 84. Minute ohne sichtbaren Substanzverlust bewältigte.

Ein sehr gutes Spiel (nicht nur wegen seines Tores) machte Joan Oumari. An Tagen wie diesem, lässt er alle Irritationen sein zuweilen seltsames Gebaren betreffend hinter sich und beweist, dass er nicht ohne Grund zu den begabtesten Verteidigern der Liga gerechnet wird. Die Krönung eines – aus Sicht des RWE – denkwürdigen Spiels bildete das erste Ligator für Patrick Göbel. Dass übrigens einfacher aussah als es war. Mindestens die Hälfte aller Spieler der 3.Liga hätte diesen Ball weit über das Gehäuse von Alomerovic gebolzt. Nicht so der schusstechnisch nahezu perfekt ausgebildete Göbel.

Ich werde mich diese Woche noch einmal hier zu Wort melden; sobald nämlich Klarheit darüber herrscht, wer neuer Cheftrainer des FC Rot-Weiß Erfurt wird. Bis dahin – habt Euch wohl.

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