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FC Rot-Weiß Erfurt vs. Holstein Kiel 3:2

Nach dem Spiel konnte niemand sagen, wann der FC Rot-Weiß Erfurt zuletzt drei Tore nach Standards erzielt hatte. Abgesehen von Pfingsten-Reddigs Elfmetern war das lange Zeit eine vernachlässigte Toreinnahme-Quelle. Es blieb Walter Kogler vorbehalten, die Gründe dafür zu nennen: Mehr gute Standardschützen (in diesem Fall: Tyrala, Aydin und Möhwald) und eine größere Anzahl potenzieller Abnehmer. Daraus resultierend: weniger Ausrechenbarkeit für den Gegner.

Soweit zu den ausschließlich positiven Aspekten des Spiels. Auf der anderen Seite ist zu vermerken, dass RWE die Standards so dringend benötigte wie die FDP Zweitstimmen, weil aus dem Spiel heraus wenig Konstruktives gelang. Das lag in erster Linie an einer bockstarken defensiven Vorstellung der Kieler. Carsten Neitzel und sein Trainerteam hatten definitiv ihre Hausaufgaben erledigt. Nichts war es mit einem gepflegten, vertikal orientierten Spielaufbau aus einer Dreierkette heraus. Quasi alle Aufbauspieler wurden früh und aggressiv gestört, sodass oft nur der Rückpass zu Klewin blieb. Dessen einzige wirkliche Schwäche, mangelnde Präzision bei langen Bällen, war ebenfalls nicht dazu angetan, das Offensivspiel von RWE zu befördern.

Kiel brachte zwar zunächst in direkter gegnerischer Tornähe auch nicht viel zustande, erwies sich aber als erstaunlich ballsicher und entzog sich so immer wieder dem Pressing der Erfurter. Beide Tore fielen dann wie aus dem Nichts. Zuerst hatte Judt einen Aussetzer und foulte Heider völlig unnötig, wenig später bilderbuchte Brandstetter die Ecke von Tyrala zum Ausgleich ins Kieler Tor.

Nach dem Wechsel brachte Kogler Aydin für den erneut wenig überzeugenden Bukva. Zunächst änderte sich dadurch wenig. Mit der folgenden Einwechslung von Kammlott (für Tyrala) wurde auf ein 4-4-2 umgestellt hatte. Aydin fand nach zehn Minuten besser ins Spiel, bzw. wurde von seinen Mitspielern in Selbiges eingebunden. Auch Wiegel, am anderen Flügel, wurde stärker. Es ergaben sich Chancen, doch erneut benötigte es einen Standard zur Führung. Danach «rächte» sicht die numerische Unterzahl im Mittelfeld, Holstein reagierte druckvoll und mit gutem Fußball auf den Rückstand, fast folgerichtig fiel der Ausgleich. Das Spiel wurde ein völlig offenes, aber der Fußballgott hatte an diesem Samstag ein Faible für Kevin Möhwald und ließ dessen Freistoß durch Freund und Feind passieren. Jetzt reagiert Kogler praktisch sofort, revidierte das 4-4-2 und wechselte Baumgarten für Brandstetter ein. Kiel mühte sich zwar noch um den Ausgleich, konnte aber die zwischenzeitliche Dominanz im Mittelfeld bis zum Ende nicht mehr erreichen.

Die drei Punkte lassen Rot-Weiß den Anschluss nach oben nicht verlieren, damit dies aber weiterhin gilt, sollte in Wiesbaden natürlich nicht verloren werden. Aber wenn ich mich recht entsinne, haben wir da eigentlich immer ganz gut ausgesehen und gepunktet. Wird trotzdem schwer, da der SVWW jetzt drei Mal in Folge verloren hat und sicher nicht scharf darauf ist, diese Serie fortzusetzen.

Rot-Weiß Erfurt vs. Holstein Kiel 0:0 / Schwer erträglich

Da ich aus beruflichen Gründen momentan keine Zeit finde, 800 bis 1000 Worte halbwegs sinnvoll zu einem Text zu arrangieren, jedoch auf eine Wortmeldung zu RWE nicht völlig verzichten möchte, gibt es ab jetzt eine Kurzanalyse jedes Spiels. Ich habe mir ein paar Kategorien ausgedacht und werde zu jeder einige Sätze schreiben.

Motto des Spiels:

Fußball – dieses Ding aus einer anderen Welt.

Die Aufstellung:

Da Odak verletzungsbedingt ausfiel, kam Kreuzer zu seinem 10. Pflichtspieleinsatz. Ansonsten bot die Startelf keine Überraschungen. Warum auch, die Mannschaft hatte in Wiesbaden eine solide Leistung geboten, die sie gegen akut abstiegsbedrohte Kieler nur bestätigen musste, um den ersten Dreier des Jahres einzufahren. Soweit die Hoffnung vor dem Spiel.

Taktiksplitter:

Was sofort nach Anpfiff auffiel, war, dass die Abwehr nervös wirkte. Die beiden Innenverteidiger wurden einige Male sowohl in der Luft als auch am Boden ausgespielt. Es fehlte Lauritos Lufthoheit. Der Einzige, der halbwegs sicher wirkte, war Czichos, über dessen Seite allerdings nur wenige Angriffe vorgetragen wurden. Kreuzer begann fahrig, wurde aber im Laufe des Spiels sicherer. Trotzdem taten sich über unsere rechte Seite viele Lücken auf, was daran lag, dass Göbel offensiv meist stark in die Mitte rückte und bei Ballverlusten weite Wege hatte, um Kreuzer unterstützen zu können. Das offensive Einrücken von Göbel ist taktisch nachvollziehbar, um so eine weitere Anspielstation im Mittelfeld zu haben. Aber eben auch riskant, wenn die Ballverlustrate so exorbitant hoch ist wie am Freitagabend.

Tunjic ließ sich weniger ins Mittelfeld fallen als in den letzten Spielen. Was auch immer das Ziel dieser Anweisung war – es wurde verfehlt. Beide Stürmer bekamen so gut wie keine brauchbaren Anspiele. Ausnahmslos alle lang geschlagenen Bälle wurden sichere Beute der aufmerksamen Kieler Verteidigung. Vor allem deshalb: keine Torchancen für RWE.

Das Coaching:

Ich fand die Entscheidungen Koglers nachvollziehbar. Bei Möhwalds Einwechslung war natürlich die Frage: Pfingsten oder Baumgarten raus? Kogler entschied sich für das geringere Risiko und beließ den lauf- und defensivstärkeren Baumgarten auf dem Feld. Die frühe Auswechslung Göbels muss man als ein Signal an die Mannschaft werten, dass ihr Trainer mit dem bis dahin Gebotenen nicht einverstanden war. Ich denke, sie hat das auch verstanden, ohne jedoch die Mittel zu besitzen, Entscheidendes verbessern zu können.

Spieler des Tages:

Kevin Möhwald. Schon allein, weil er wieder längere Zeit auf dem Platz stand und zumindest versuchte, dem Spiel der Rot-Weißen Struktur und Ideen zu geben.

Bilanz des Spiels:

Ein fußballerischer Offenbarungseid.

Der Gegner:

Man sah, warum Holstein Kiel da steht, wo sie stehen. Erschreckend, dass sie trotzdem die bessere Mannschaft waren und eigentlich den Sieg verdient gehabt hätten. Prognose: Wenn sie offensiv weiter so schludrig mit ihren Chancen umgehen, wird es eng mit dem Klassenerhalt.

Die Konsequenzen:

Tabellarisch hat sich auf den ersten Blick wenig geändert, es sind weiter relativ beruhigende sieben Punkte nach unten. Nach oben muss man im Moment keinen Blick verschwenden. Selbst der noch mögliche vierte Platz (DFB-Pokal-Teilnahme, 4 Punkte weg) ist mit einer Leistung wie am Freitag eine unerreichbare Fata Morgana.

Kammlotts fünfte Gelbe Karte war völlig überflüssig und ist deshalb verdammt ärgerlich. Er fehlt gegen Elversberg.

Die Öffentlichkeit:

Egal ob Medien, Foren oder soziale Netzwerke. Die öffentliche Resonanz auf das Spiel war katastrophal. Das weckt in mir normalerweise eine Art Beschützerinstinkt gegenüber der Mannschaft. Ebenso diesmal. Doch vorerst ist die Zeit der Kuschelpädagogik auch im Blog vorüber.

Die Aussichten:

Saarland. Elversberg. Abstiegskampfvermeidungsspiel. Dort wartet eine gut organisierte, kampfstarke Mannschaft mit überschaubarem spielerischen Vermögen. Quasi: Holstein Kiel – die Fortsetzung.

Wenn ich der Trainer wäre …

… würde ich über eine Systemveränderung hin zu einem 4-2-3-1 intensiv nachdenken. Es hat keinen Sinn stur an der Zweistürmervariante festzuhalten, wenn beide Stürmer keine verwertbaren Zuspiele aus dem Mittelfeld erhalten, weil es dort an offensiven Anspieloptionen mangelt und am Ende nur lange Verzweiflungsbälle geschlagen werden. Meine erste Wahl für die neu entstehende Position im zentralen offensiven Mittelfeld wäre: Patrick Göbel. Trotz seiner schlechten Leistung am Freitag. Er kann das, glaubt mir.

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