Das war eine gute Woche für den Fußballclub Rot-Weiß Erfurt. Erst wurde Präsident Rolf Rombach mit einem erstaunlichen Resultat im Amt bestätigt. Dann bestätigten die angestellten Kicker ihren Willen und ihre Fähigkeit, den Verein in der 3. Liga zu halten. Am Verdienst dieses Sieges gegen den Halleschen FC sind Zweifel unangebracht, selbst wenn er am Ende glücklich zustande kam.
Ich war sehr gespannt, wie RWE-Trainer Alois Schwartz mit dem Ausfall Morabits und dem personellen Überangebot überzeugend spielender Innenverteidiger umzugehen gedachte. Er ließ sich etwas Überraschendes einfallen: Oumari wurde als rein defensiver Sechser aufgestellt, während Pfingsten-Reddig und Engelhardt deutlich davor agierten. Mittels Oumaris Absicherung sollten sie mehr Druck nach vorn entfalten, um auf diese Weise Morabits Ausfall zu kompensieren. Das gelang zufriedenstellend. Oumari merkte man nicht an, dass er diese Position zum ersten Mal spielte, er gewann viele Zweikämpfe und leistete sich nur wenige Abspielfehler. Nach Ströhls Auswechslung stellte er seine Polyvalenz endgültig unter Beweis, als er für diesen auf die linke Seite der Viererkette wechselte. Engelhardt und Pfingsten-Reddig schlugen manchen klugen Pass nach vorne, leisteten sich aber auch das ein oder andere nicht ungefährliche Fehlabspiel. Aber der HFC war am Samstag nicht die Mannschaft, dies verwerten zu können. Ich wette darauf, dass wir diese Aufstellung im Mittelfeld, taktisch wie personell, nicht zum letzten Mal gesehen haben.
Ofosu-Ayeh verbrachte auf der rechten Abwehrseite einen ruhigen Nachmittag, was er leider nicht für eine aktivere Rolle im offensiven Flügelspiel zu nutzen wusste (oder durfte). Wenn der HFC über die Außen kam, dann mit dem sehr gefälligen Lindenhahn auf der anderen Seite. Dort hatte Ströhl große Mühe den quirligen Angreifer zu kontrollieren. Er wurde allerdings auch oft allein gelassen. Möckel und Kopilas absolvierten ihre defensiven Aufgaben routiniert und waren bei quasi allen eigenen Standards in der Hälfte des HFC präsent. Diese Präsenz sollte am Ende spielentscheidend werden. Tunjic zeigte sich deutlich verbessert. Es gelang ihm, einige Bälle im Angriff zu behaupten und zu verteilen. Er leistete sich nur wenige leichte Abspielfehler. Leider blieb ihm ein Tor versagt. Ganz ohne Zweifel war dies einer der besten Auftritte von Mijo Tunjic im Trikot des RWE.
Eines wird zudem immer offensichtlicher. Alois Schwartz baut auf Standards. Wir haben am Samstag 10 Ecken zugesprochen bekommen, gut die Hälfte davon war von brauchbarer Qualität. Das ist – gemessen an der Vorsaison – ein guter, fraglos aber noch steigerungsfähiger Wert. Doch die Qualität der Eingaben ist das eine, die Qualität der potenziellen Abnehmer ist mindestens ebenso relevant. Und hier hat sich gewaltig etwas zum Besseren verändert. Allein die körperliche Präsenz von Möckel, Kopilas und Oumari im gegnerischen Strafraum ist beeindruckend. Kein Zufall, dass dem Siegtor ein gewonnener Kopfball von Möckel vorausging, der (über kleine Umwege) Öztürk den Ball vor die einschussbereiten Füße geraten ließ und den Fans des RWE einen versöhnlichen Abschluss dieses aufgeregten und aufregenden Fußballjahres bescherte.
Ich wünsche Euch und Euren Familien ein richtig schönes Weihnachtsfest und einen rundum gelungenen Start ins Neue Jahr. Je nach persönlichem Temperament: besinnlich, fröhlich oder knallig laut.
Bedanke möchte ich mich für die Treue aller Leser dieses Blogs und die durchweg positive, sehr freundliche Resonanz. Bleibt mir gewogen.
Fedor Freytag